Europameisterschaft früher vs. heute: Fußballexperte der LBG zieht Bilanz

Harald Knoll © BIK-Graz

Das Finale der Fußball Europameisterschaft in Deutschland rückt näher. Von den insgesamt 24 gestarteten Mannschaften sind nunmehr Spanien und England verblieben und treten kommenden Sonntag im Berliner Olympiastadion um den Titel ‚Europameister 2024‘ an. Harald Knoll, Senior Researcher am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung untersucht schwerpunktmäßig Sportgeschichte und deren Auswirkungen auf das heutige Sportgeschehen.

Wien, 11. Juli 2024 – Das in Graz ansässige Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung untersucht bereits seit 1993 die Auswirkungen von Kriegen und Konflikten des 20. Jahrhunderts. Senior Researcher des Instituts Harald Knoll, entdeckte vor rund 15 Jahren seine Leidenschaft zur Sportgeschichte und beschäftigt sich seither in seiner Forschung mit deren Auswirkungen auf das heutige Sportgeschehen. „Seit Jahrtausenden steht der Sport als Phänomen für sich, ist aber gleichzeitig auf vielen Ebenen mit anderen Bereichen der Gesellschaft aufs engste verbunden: auf sozialer, kultureller, politischer ebenso wie auf ökonomischer“, so Harald Knoll, Senior Researcher am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung.
 
In seinem 2024 veröffentlichten Buch „Sport, Prestige, Profit – Historische Betrachtungen zum Run auf Ruhm und Reichtum“ untersucht Harald Knoll gemeinsam mit Walter Iber, Johannes Gießauf und Peter Mauritsch, auf 373 Seiten unter anderem wie sich die Europameisterschaften zu einem Publikumsmagnet und Massenspektakel entwickeln konnten und welche wirtschaftlichen Stellschrauben sich als ausschlaggebend für den heutigen Erfolg der Turniere erweisen.
 
Von Regelanpassungen, Profit und Ruhm – wie sich der Fußball im Laufe der Zeit veränderte
Frankreich im Jahr 1960: die erste Fußball-Europameisterschaft der Männer wird ausgetragen. Beim damals unter dem Titel bekannten Turnier „Europapokal der Nationen“ treten vier Nationen an. Frankreich, Jugoslawien, die Sowjetunion sowie die Tschechoslowakei bilden das Quartett der ersten Stunde. Gewinner der Primäre war die Sowjetunion mit einem 2:1 Sieg über Jugoslawien. Acht Jahre später ernennt die UEFA den Wettbewerb offiziell zur Fußball-Europameisterschaft und legte somit den Grundstein des uns heute bekannten Turniers. 
 
Im Verlauf der Jahre veränderte sich neben dem Namen, auch das Regelwerk und die Mentalität des Wettbewerbs. Unter anderem aufgrund der Hitzeschlacht von Lausanne, bei welcher der österreichische Torwart Kurt Schmied einen Sonnenstich erlitt und durch strenge Turnierbestimmungen nicht ausgewechselt werden durfte, änderte sich nach einigen Jahren 1967 das Regularium. Fortan durfte während der 90-minütigen Partie eine Auswechslung durch den Trainer vorgenommen werden. Um den Fußball neben gesundheitlichen – auch in sozialen Aspekten zu reformieren, startete rund 20 Jahre nach Beginn der ersten Europameisterschaft, im Jahr 1980, die Vergabe roter und gelber Karten zur Verwarnung der Spieler. Zuvor war ein Platzverweis lediglich bei sehr grobem Fehlverhalten sowie größeren Verletzungen angedacht.
 
Das zunehmende Interesse der Fans am Wettbewerb und Fußball allgemein, befeuerte in den folgenden Jahren die Stellung des Fußballs in der Gesellschaft und damit auch den Ruhm und Prestige einzelner Spieler und Vereine. „Ein nicht zu vernachlässigender Faktor dieser Entwicklung ist die Medialisierung dieser Events. Es liegt in der sozialen Identität des Menschen, sich für außergewöhnliche, aufmerksamkeitserzeugende Berichterstattungen zu interessieren. Das die Medien diese bedienen liegt daher für mich in der Natur der Sache“, so Knoll.
 
Der Schlusspfiff: Bilanz des Fußballexperten
Besonders die zeitgemäße Weiterentwicklung des Turniers und zunehmende Qualität der Mannschaften sind für Harald Knoll ausschlaggebende Argumente für die wachsende Beliebtheit der Europameisterschaften. „Nachdem sich die EM zu ihrer Geburtsstunde, besonders neben ihrem ‚großen Bruder, der Weltmeisterschaft‘ nur eines geringen Zuspruchs erfreute, ist sie heute ein Großereignis der Extraklasse“, erklärt der Experte. „Die derzeit zeitgleich zur EM stattfindende Copa América ist mit vergleichsweise leeren Stadien konfrontiert, während das Interesse der Südamerikaner am europäischen Fußball steigt. Allein dies bestätigt das internationale Renommee und die hohe Leistungsdichte der an der EM teilnehmenden Mannschaften.“
Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG)

Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) ist eine außeruniversitäre Forschungs- und Forschungsförderorganisation. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Medizin, weitere Bereiche sind die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Die LBG betreibt zusammen mit akademischen und anwendenden Partnern Ludwig Boltzmann Institute (LBI) und entwickelt und erprobt neue Formen der Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft und nicht-wissenschaftlichen Akteur:innen wie der Zivilgesellschaft, Unternehmen und dem öffentlichen Sektor. Mit dem Förderprogramm Klinische Forschungsgruppen (KFG) bietet die LBG Österreichs erste Förderschiene im Bereich der nicht-kommerziellen krankheits- und patientenorientierten (translationalen), konsortionalen klinischen Forschung. Teile der LBG sind das LBG Open Innovation in Science Center, das die Potenziale von Open Innovation für die Wissenschaft erschließt, und das LBG Career Center, das junge Forscher:innen bei der Erreichung ihrer individuellen Karriereziele inner- oder außerhalb der Wissenschaft unterstützt. lbg.ac.at

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(1) Mag. Werner Fulterer (LBG)

Mag. Werner Fulterer
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Tel.: +43 1 513 27 50 -28 
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