Buchneuerscheinung »Roter Stern über Graz«: 75 Tage Ausnahmezustand unter sowjetischer Besatzung 1945

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Die Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 ist eine historische: Einheiten der 57. Armee der dritten Ukrainischen Front befreien Graz. Die Stadt wird ohne Widerstand an die Rote Armee übergeben und befindet sich für die kommenden 75 Tage in einem Ausnahmezustand, wie Forschungsergebnisse des Ludwig Boltzmann Instituts (LBI) für Kriegsfolgenforschung in Kooperation mit dem Institut für Geschichte der Universität Graz belegen. Bereits seit 2022 forscht Projekt- und Institutsleiterin Barbara Stelzl-Marx gemeinsam mit ihrem Team an einer Studie zum Aufenthalt der sowjetischen Armee in der steirischen Landeshauptstadt. Im Fokus der Untersuchung stehen die Einflüsse der sowjetischen Besatzung auf das alltägliche Leben der Grazer Bevölkerung. Umfassende Zeitzeugenberichte, hervorgegangen aus eigens durchgeführten Oral-History Interviews, werden auch durch erstmals ausgewertete Archivdokumente sowie intensive Literaturrecherche untermalt und zeichnen ein Bild prägender Erinnerungen. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden nun im Rahmen der Monographie »Roter Stern über Graz. 75 Tage sowjetische Besatzung 1945« im Molden Verlag veröffentlicht.

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In diesem Jahr jährt sich das Kriegsende 1945 zum 80. Mal. Anlässlich des Jahrestages veröffentlicht Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung und Professorin für Zeitgeschichte an der Uni Graz, ihr neues Buch »Roter Stern über Graz«. In eindrücklichen Berichten kommen Zeitzeugen zu Wort und erzählen von einem 75 Tage andauernden gesellschaftlichen und emotionalen Ausnahmezustand unter sowjetischer Besatzung. 

Wien, 4. April 2025 – Die Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 ist eine historische: Einheiten der 57. Armee der dritten Ukrainischen Front befreien Graz. Die Stadt wird ohne Widerstand an die Rote Armee übergeben und befindet sich für die kommenden 75 Tage in einem Ausnahmezustand, wie Forschungsergebnisse des Ludwig Boltzmann Instituts (LBI) für Kriegsfolgenforschung in Kooperation mit dem Institut für Geschichte der Universität Graz belegen. Bereits seit 2022 forscht Projekt- und Institutsleiterin Barbara Stelzl-Marx gemeinsam mit ihrem Team an einer Studie zum Aufenthalt der sowjetischen Armee in der steirischen Landeshauptstadt. Im Fokus der Untersuchung stehen die Einflüsse der sowjetischen Besatzung auf das alltägliche Leben der Grazer Bevölkerung. Umfassende Zeitzeugenberichte, hervorgegangen aus eigens durchgeführten Oral-History Interviews, werden auch durch erstmals ausgewertete Archivdokumente sowie intensive Literaturrecherche untermalt und zeichnen ein Bild prägender Erinnerungen. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden nun im Rahmen der Monographie »Roter Stern über Graz. 75 Tage sowjetische Besatzung 1945« im Molden Verlag veröffentlicht.

Alltag im Ausnahmezustand 
Zeitzeugen beschreiben die 75 Tage unter sowjetischer Besatzung als eine kurze und doch prägende Phase voller emotionaler Ausnahmezustände, welche tiefgreifende Spuren in der gesamten Bevölkerung hinterließ. Aufgrund der Etablierung einer örtlichen Regierung unter dem „Roten Stern“ und der Errichtung einer sowjetischen Besatzung verändert sich vor allem der Alltag der Grazer Bevölkerung grundlegend. Die kurze und sehr prägende Phase beherrscht die Erinnerung der Betroffenen bis heute. Erst als am 23. und 24. Juli 1945 ein Zonentausch stattfindet und Briten die Verwaltung des gesamten Bundeslands übernehmen, kann die Grazer Bevölkerung aufatmen. 

„Der am 24. Juli 1945 vollzogene Zonentausch beendete elf prägende Wochen für die Grazer Bevölkerung. Mit dem Buch »Roter Stern über Graz« sollen nun nicht nur die historischen Geschehnisse rund um die Besatzung durch die Rote Armee am Beispiel der steirischen Landeshauptstadt verständlich aufgearbeitet werden, sondern auch ein besonderes Augenmerk auf die Beschreibung der Lebensumstände und des Alltags unter sowjetischer Besatzung gelegt werden“, so Barbara Stelzl-Marx, Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung und Zeithistorikerin an der Uni Graz. Die tageweise Anordnung der einzelnen Kapitel liefert ein Kalendarium sozialer, infrastruktureller, politischer und persönlicher Herausforderungen: Einquartierungen, Plünderungen, Verhaftungen oder Vergewaltigungen kommen ebenso zur Sprache wie die prekäre Versorgungslage, die Wohnungsnot, die Wiederaufnahme des Schulbetriebs, Entnazifizierungsmaßnahmen oder der Neubeginn eines Kulturbetriebes. Auch die persönlichen Erfahrungen mit sowjetischen Besatzungssoldaten, die als sehr kinderlieb galten, werden beleuchtet. Neben Tagebucheinträgen, Tagesmeldungen an die Grazer Polizei oder auch Zeitungsartikeln erlauben Interviews eine unmittelbare Vorstellung von der Nachkriegszeit in Österreich. 

„Der enge Austausch mit Zeitzeugen, die die dramatischen Nachkriegswochen als Kinder und Jugendliche erlebten, erlaubt einen Einblick in eine tiefgreifende und prägende Gefühlswelt“, so Stelzl-Marx. Mit dem Buch »Roter Stern über Graz« hält die Autorin diese Erinnerungen facettenreich, sachkundig und ausdrucksstark fest. 

Über die Autorin
Barbara Stelzl-Marx ist Leiterin des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung und Professorin für europäische Zeitgeschichte an der Universität Graz. Zusätzlich ist die Vizepräsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und arbeitet als Lektorin an der Diplomatischen Akademie Wien. Außerdem ist sie Mitglied im Forschungs-, Wissenschafts-, Innovations- und Technologieentwicklungsrat der Republik Österreich. Zu den Forschungsschwerpunkten der 2020 als „Wissenschaftlerin des Jahres“ ausgezeichneten Forscherin zählen neben den Folgen des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Kriegs unter anderem auch Zwangsmigration und Kinder des Krieges.  

Das 280-Seiten Buch »Roter Stern über Graz. 75 Tage sowjetische Besatzung 1945« des Molden Verlags ist ab sofort als Hardcover (28 Euro) und E-Book (21,99 Euro) im ausgewählten Buchhandel oder online hier erhältlich. 

 

Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG)

Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) ist eine außeruniversitäre Forschungs- und Forschungsförderorganisation mit dem Fokus „Science for Society“. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Medizin, weitere Bereiche sind die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Die LBG betreibt zusammen mit akademischen und anwendenden Partnern Ludwig Boltzmann Institute (LBI) und entwickelt und erprobt neue Formen der Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft und nicht-wissenschaftlichen Akteur:innen wie der Zivilgesellschaft, Unternehmen und dem öffentlichen Sektor. Mit dem Förderprogramm Klinische Forschungsgruppen (KFG) bietet die LBG Österreichs erste Förderschiene im Bereich der nicht-kommerziellen krankheits- und patientenorientierten (translationalen), konsortionalen klinischen Forschung. Teile der LBG sind das LBG Open Innovation in Science Center, das die Potenziale von Open Innovation für die Wissenschaft erschließt, und das LBG Career Center, das junge Forscher:innen bei der Erreichung ihrer individuellen Karriereziele inner- oder außerhalb der Wissenschaft unterstützt. lbg.ac.at

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Presse­kontakt

(1) Mag. Werner Fulterer (LBG)

Mag. Werner Fulterer
Ludwig Boltzmann Gesellschaft 
Tel.: +43 1 513 27 50 -28 
werner.fulterer@lbg.ac.at
pr@lbg.ac.at