Seneszente Zellen und wie sie zu finden sind: Internationale Initiative unter österreichischer Führung fördert Forschung über gesundes Altern

Assoc. Prof. Dr. Johannes Grillari © LBG / Daniel Shaked

Assoc. Prof. Dr. Johannes Grillari, Direktor Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie, das Forschungszentrum in Kooperation mit der AUVA

In bestimmten Phasen des Lebens, wie etwa während der Embryonalentwicklung, der Heilung nach einer Verletzung oder im Alter, treten Zellen in einen Zustand ein, der als "Seneszenz" bezeichnet wird. Dieser Zustand wird meist durch zellulären Stress ausgelöst, woraufhin die Zellen ihre Teilung einstellen und stattdessen vermehrt Signalmoleküle, wie Entzündungsfaktoren, an ihre Umgebung abgeben. Während vorübergehende Seneszenz ein wichtiger Bestandteil des Heilungsprozesses ist, wird chronische Seneszenz häufig mit Gewebeschäden und vielen altersbedingten Krankheiten in Verbindung gebracht. Daher gilt die gezielte Beeinflussung von seneszenten Zellen als vielversprechende therapeutische Strategie, um altersbedingte Erkrankungen zu bekämpfen und die Geweberegeneration zu fördern. Dafür ist jedoch ein tiefes Verständnis der Seneszenzprozesse erforderlich, um diese Zellen zur richtigen Zeit gezielt angreifen zu können.

Wien, 12. August 2024 — Dank neuer Fortschritte in der Seneszenzforschung eröffnen sich immer mehr Möglichkeiten, die vielfältigen Rollen der Seneszenz in Gesundheit und Krankheit zu verstehen und seneszente Zellen als therapeutische Ziele zu erforschen. Die herkömmlichen Marker für Seneszenz, die ursprünglich in Zellkulturmodellen entdeckt und validiert wurden, erweisen sich jedoch oft als ungeeignet, wenn sie in der natürlichen Gewebeumgebung eingesetzt werden. Die Identifizierung und Charakterisierung seneszenter Zellen in Geweben und lebenden Organismen bleibt eine besondere Herausforderung.

Das Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie, Forschungszentrum in Kooperation mit der AUVA hat es sich zur Aufgabe gemacht, die wissenschaftlichen Erkenntnisse vom Labor direkt in die Praxis zu bringen. Gemeinsam mit der Ludwig Boltzmann Forschungsgruppe für Alterung und Wundheilung und der International Cell Senescence Association (ICSA) vereinten sie weltweit führende Expert:innen auf dem Gebiet der zellulären Seneszenzforschung in vivo in einer gemeinsamen Initiative. Unter den Teilnehmenden finden sich österreichische Koryphäen von der Medizinischen Universität Wien, Universität Innsbuck und BOKU Wien, und internationale Größen der Seneszenzforschung in Europa, Amerika und Asien. Ergebnis dieser internationalen Zusammenarbeit sind die „MICSE“-Leitlinien, kurz für „Minimal Information on Cellular Senescence Experimentation in vivo“. Diese wurden nun in der renommierten Fachzeitschrift „Cell“ veröffentlicht. Die Leitlinien bieten ein einheitliches Set von Markern und Techniken, das für die Untersuchung seneszenter Zellen in ihrer natürlichen Umgebung im Gewebe erforderlich ist.

Durch ihre Zusammenarbeit und die Einigung auf einen universellen Rahmen können die Forscher sicherstellen, dass sie alle dieselbe "Sprache" sprechen, um eine der drängendsten Herausforderungen unserer Gesellschaft anzugehen: die Überalterung der Bevölkerung und die damit verbundene hohe sozioökonomische Belastung. Es braucht Strategien, um die Gesundheitsspanne des Einzelnen zu verlängern und mehr Leben in unsere Jahre zu bringen.



Inhaltlicher Kontakt:
Mikolaj Ogrodnik, PhD
Ludwig Boltzmann Forschungsgruppe: Seneszenz und Wundheilung
mikolaj.ogrodnik@lbg.ac.at

Assoc. Prof. Dr. Johannes Grillari
Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie, das Forschungszentrum in Kooperation mit der AUVA
Institute für molekulare Biotechnologie, BOKU Universität, Wien
johannes.grillari@lbg.ac.at
Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG)

Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) ist eine außeruniversitäre Forschungs- und Forschungsförderorganisation. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Medizin, weitere Bereiche sind die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Die LBG betreibt zusammen mit akademischen und anwendenden Partnern Ludwig Boltzmann Institute (LBI) und entwickelt und erprobt neue Formen der Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft und nicht-wissenschaftlichen Akteur:innen wie der Zivilgesellschaft, Unternehmen und dem öffentlichen Sektor. Mit dem Förderprogramm Klinische Forschungsgruppen (KFG) bietet die LBG Österreichs erste Förderschiene im Bereich der nicht-kommerziellen krankheits- und patientenorientierten (translationalen), konsortionalen klinischen Forschung. Teile der LBG sind das LBG Open Innovation in Science Center, das die Potenziale von Open Innovation für die Wissenschaft erschließt, und das LBG Career Center, das junge Forscher:innen bei der Erreichung ihrer individuellen Karriereziele inner- oder außerhalb der Wissenschaft unterstützt. lbg.ac.at

Zur Meldungsübersicht

Pressemappe

Sofort downloaden

Bilder (2)

Assoc. Prof. Dr. Johannes Grillari
518 x 690 © LBG / Daniel Shaked
Mikolaj Ogrodnik, PhD
1 233 x 1 644 © LBG / Daniel Shaked

Presse­kontakt

(1) Mag. Werner Fulterer (LBG)

Mag. Werner Fulterer
Ludwig Boltzmann Gesellschaft 
Tel.: +43 1 513 27 50 -28 
werner.fulterer@lbg.ac.at
pr@lbg.ac.at